Was landet wie in der Tagesschau?

Kinderbuchautorin Sarah Welk erklärt Viertklässlern in Neuenburg wie Nachrichten in den Medien gemacht werden.

Endlich wieder einmal eine kulturelle Präsenzveranstaltung: Kinderbuchautorin Sarah Welk (rechts) mit Bibliotheksleiterin Angelika Schweizer nach der Lesung in der Neuenburger Sporthalle. Foto: Dorothee Philipp. Quelle: Badische Zeitung, 14.6.2021

Nach einem Jahr coronabedingter Abstinenz konnte die Neuenburger Stadtbibliothek endlich wieder einmal eine Autorenlesung anbieten. In den Genuss der Präsenzveranstaltung in der großen Sporthalle in zwei Tranchen kamen die Kinder der vierten Klassen der Rheinschule, zu Gast war die Kinderbuchautorin Sarah Welk. Mitgebracht hatte sie ihr neustes Buch "Tagesschau & Co.", ein Sachbuch für Kinder, in dem alles rund um Nachrichten, Fake-News, Macher und Zielgruppen so vorgestellt wird, dass es Kinder nicht nur verstehen, sondern auch ihren Spaß am Lesen haben. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgten die Kinder dem Bericht, die vielen Zwischenfragen und dann die Flut an Fragen nach dem Leseteil zeigten nicht nur ein lebhaftes Interesse, sondern auch, wie gut sie aufgepasst hatten.

Sarah Welk hat 15 Jahre lang als Journalistin in der Nachrichtenredaktion der ARD gearbeitet. Hoch erfreut war sie, als bei ihrer Frage, ob jemand die Nachrichtensendung für Kinder "logo!" kennt, so viele Hände nach oben gingen. Und wie kommen diese Nachrichten in die Sendung, ja, was ist überhaupt eine Nachricht? Für wen ist sie spannend? Viele konnten bestätigen, dass manchmal ein Zettel auf dem Küchentisch liegt, wenn Mama oder Papa ihnen etwas mitteilen wollen und selbst gerade nicht im Haus sind. Wenn eine Information von einem Menschen zum anderen transportiert wird, ist das eine Nachricht. Und neu muss sie sein, wenn sie es in die Fernsehnachrichten schaffen will. Und woher kommen diese Nachrichten im Fernsehen oder Radio? Jetzt kam die Sprache auf die Agenturen, auf die Korrespondenten und auf die Journalistinnen und Journalisten, die auswerten, was täglich in den Redaktionen angeliefert wird. Von 3000 Meldungen täglich schaffen es dann zehn in die Hauptnachrichten, berichtete die Autorin.

Gespannt verfolgten die Kinder, was Welks Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland berichteten, was landesübliches Essen so alles sein konnte: Gekochte Maikäfer, kalte Hühnerfüße, Alligatorenwurst – alles ziemlich "Bäh". Aber kaum vorstellbar, dass es auch Länder gibt, in denen Käse "bäh" ist, weil der ja aus vergammelter Milch besteht.

Hochinteressant auch das Kapitel "Fake-News", bei dem Sarah Welk ein treffendes Bild für die Verbreitung von Lügennachrichten hatte: Je mehr Leute auf eine Zahnpastatube drücken, desto mehr spritzt der Inhalt heraus. Und den wieder in die Tube zurückzubekommen, ist unmöglich. Große Augen gab es, als die Kinder erfuhren, dass es Fake-News-Seiten im Internet gibt, in denen zusammenphantasierter Unsinn steht, die aber in Sekundenschnelle millionenfach die Runde machen, wenn sie geteilt werden. Und jeder Klick bringt dem Betreiber Geld, weil mit der Seite auch Werbung transportiert wird. Und ganz schlimm sind die Lügen, mit denen jemand in ein schlechtes Licht gerückt wird. Egal, wie oft hinterher beteuert wird, dass das alles gar nicht stimmt, etwas bleibt immer an Unsicherheit zurück. Wie man herausfindet, ob etwas stimmt, was im Netz verbreitet wird, steht ebenfalls im Buch.

Dann ging es weiter zum Leben einer Autorin, zur Entscheidung, den Journalistenberuf mit dem freiberuflichen Schreiben von Geschichten zu tauschen, zu den Verdienstmöglichkeiten und dazu, wie man Autorin wird. Interessiert reagierte das junge Publikum, als sie auf die Frage, wer ihr beim Bücherschreiben hilft, auf ihre beiden Töchter verwies, die oft ziemlich gute Ideen hätten, wie eine Geschichte weitergehen soll. Waren es doch auch ihre eigenen Kinder, für die Sarah Welk ihre ersten Geschichten geschrieben hat. Inzwischen ist ihr Werk auf 18 Titel angewachsen. Ein Sachbuch zum Thema Demokratie "Wie du die Welt verändern kannst" wird im Juli auf den Markt kommen.
Dass eine Lesereise wie die jetzt von Sarah Welk überhaupt wieder möglich ist, ist zu einem guten Teil dem Förderprogramm "Neustart Kultur" zu verdanken, das im Sommer 2020 von der Bundesregierung aufgelegt wurde, berichtete Angelika Schweizer, die Leiterin der Stadtbibliothek Neuenburg. Ebenso sei die Veranstaltung durch die Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen im Regierungspräsidium gefördert worden. "Die Kinder sind richtiggehend ausgehungert", stellte Schweizer fest, nachdem mit einer lebhaften und ausführlichen Fragerunde die Lesung zu Ende war. Die Titel von Sarah Welk gibt es natürlich auch zum Ausleihen in der Bibliothek. Und jedes Kind bekam eine Autogrammkarte von der Autorin: "Ich freue mich riesig über Post, und wenn ihr auch den Absender aufschreibt, antworte ich auf jeden Brief und jede Karte, versprochen und geschworen!"
Info: Sarah Welk: "Tagesschau & Co. – Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen"; ars edition 2020 mit Illustrationen von Dunja Schnabel.

Von Dorothee Philipp

Quelle: Badische Zeitung, 14.6.2021